„Werratalschule – Wir kämpfen dafür.“

Im Februar 2006 kam die Schocknachricht für Heringen: Die Werratalschule sollte von der CDU-Landesregierung geschlossen werden. Betroffen sei erstmal nur die gymnasiale Oberstufe, doch auch der Hauptschulzweig fällt wahrscheinlich mit darunter. Der Erhalt des Realschulzweigs sei dann auch nicht mehr sicher. Besonders betroffen darüber war Michael Roth, der uns allen als unser heimischer Bundestagsabgeordneter bekannt sein sollte.

Im Laufe dieses Jahres bin ich, als ich meiner Mutter beim Ausmisten alter Schulsachen geholfen hatte, auf einen Button gestoßen. Ein Button, der unsere Eingangstür des Neubaus und die Aufschrift „Werratalschule – Wir kämpfen dafür“ trägt. Ich persönlich, die erst nach 2006 geboren war, wusste diesen Button nicht wirklich einzuordnen. Meine Mutter, die zu dieser Zeit selbst noch die Werratalschule besuchte, klärte mich dann auf. Im Hinblick darauf, dass unsere Schule im kommenden Jahr 50-jähriges Jubiläum feiert, fand ich es sehr interessant darauf einzugehen, dass unsere Schule bereits so ein großes Hindernis überwinden musste, damit wir heute noch in Heringen auf die Schule gehen können. Die meisten, die jetzt noch Schüler auf unserer Schule sind, werden erst in oder nach 2006 geboren sein. Die wenigsten früher und vor allem können sie sich nicht an diese Zeit erinnern. Deshalb möchte ich euch jetzt erzählen, warum es diesen Button gab und wie unsere Schule doch noch heute besteht.

Das Problem war die Schülerzahl. Sie lag unter dem Richtwert von 50 Schülern. Die gymnasiale Oberstufe sollte also definitiv bis 1. August 2007 aufgehoben werden. Problem bei Haupt- und Realschulzweig waren ebenfalls die Schüler. Der Richtwert für die Mindestanzahl an Schülern in einer Klasse liegt bei 17, in Heringen waren es jedoch nur 15,25. Ähnlich war es bei den Realschulklassen. Der Richtwert bei 23 wurde mit 20,13 Schülern offensichtlich nicht erreicht.

Worüber sich Michael Roth damals sehr beschwerte, war, wie plötzlich das Ganze doch geschah. Tatsächlich hatte der führende CDU-Kreispolitiker erst vier Tage vor dem Erlass mit dem Wiesbadener Kultusstaatssekretär Joachim Jacobi gesprochen und ihm zugesagt, dass die Schule noch drei Jahre Zeit habe, um ausreichend neue Schüler zu erreichen. Gerade einmal nach vier Tagen sah das Ganze nun anders aus. Michael Roth gab die Hoffnung damals jedoch nicht auf und versuchte klarzumachen, dass durch die Schließung der ganzen Schule oder auch nur einzelner Schulzweige Heringen als Mittelzentrum in Gefahr stünde. Ungünstig für einen Großstandort eines Weltkonzerns wie K+S. Und Roth bietet seine Unterstützung.

Gleiches Problem hatte die Schule in Schenklengsfeld. Die Kritik am hessischen Kultusministerium und vor allem der Kultusministerin war groß. Die Schulen seien wichtig für unsere Regionen. Folge war eine Sonder-Sitzung beim Kreistags-Vorsitzenden. Man brauchte einen klaren und möglichst einstimmigen Beschluss des Kreistages.


Die Ministerin und eine heimische CDU-Landtagsabgeordnete äußerten sich außerdem so, dass die Werratalschule bereits 2003 eine dreijährige Bewährungszeit bekommen habe, die nun auslaufe. Tatsächlich erkenne man, dass sich die Schülerzahl gesteigert hat. Die Abschlussklasse, die folgen würde, war schon doppelt so groß. Ein Problem sei nicht, dass nicht genügend Kinder aus der Umgebung da wären; sie gehen nur leider auf die anderen umliegenden Gymnasien wie Vacha oder Gerstungen. Schaffe man es, die Schüler von Heringen zu überzeugen, wäre die Schule außer Gefahr. Und dafür kämpfte man.


Und tatsächlich schaffte man es. Die Werratalschule und auch die Gesamtschule in Schenklengsfeld sollen erhalten bleiben, jedoch wohl nur unter bestimmten Auflagen. Man zeigte sich zuversichtlich, und da wir bis heute aus der Förderstufe, dem Haupt- und Realschulzweig sowie dem Gymnasialzweig mit Gymnasialer Oberstufe und dem Sonderangebot von Abitur + K+S bestehen, war es wohl sehr erfolgreich.


Die Möglichkeit, CTA neben dem Abitur zu absolvieren, entstand ebenfalls zu dieser Zeit und sorgte unter anderem dafür, dass viele Schüler nach Heringen kamen, um die Chance zu nutzen.

Meiner Meinung nach war dieses Ereignis sehr bedeutend für unsere Schule. Sie hat daraus Neues gewonnen, und vor allem war es ein wichtiger Meilenstein. Wir können nun einfach froh sein, nächstes Jahr 50-jähriges Jubiläum mit unserer Schule zu feiern und dankbar dafür sein, dass unsere Eltern und vielleicht ältere Geschwister damals dafür gekämpft haben, dass unsere Schule erhalten bleiben kann.

  • von Nele

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