Am vergangenen Freitag besuchte ein Theaterduo aus England die Werratalschule. Sie spielten insgesamt 4 verschiedene Stücke für die verschiedenen Jahrgänge. Ich selbst war nur bei der Aufführung von „Hamlet“, aber auch die anderen Stücke stießen, nach einer stichprobenartigen Befragung zufälliger Schüler, auf Gefallen der Schülerinnen und Schüler.
Das besondere an den Vorführungen war aber wohl die Beteiligung des Publikums. Man mag sich wohl denken können, dass mit 2 Personen die verschiedensten Szenen nur schwer darzustellen sind. Und so wurden ein Teil der Schülerschaft auf die Bühne gebeten, teilweise bekamen sie auch Kostüme. Ihnen wurden dann Texte vorgesprochen und bei Verständigungsproblemen – denn nicht jeder ist der englischen Sprache mächtig – wurde durchaus auch mal nachgefragt, was natürlich einmal mehr für Lachen im Publikum sorgte.
Die gespielte Stücke in den verschiedenen Jahrgängen waren:
Anschließend gab es noch die Möglichkeit den beiden Fragen zu stellen. Die allgemeinen Fakten kurz und bündig: Die beiden Schauspieler heißen Imogen und James und sind 23 bzw. 22 Jahre alt. Er kommt aus Süd-Ost England, sie wiederrum aus der Nähe von London. Beide verbindet nicht nur ihre momentane Arbeit (bereits seit 11 Monaten) in Deutschland für das Pheonix-Theatre, sondern auch, dass sie beide frisch die Drama school (dt.: Schauspielschule) abgeschlossen haben und nun ihre ersten beruflichen Erfahrungen machen.
Zudem erklärten sie ihre Begeisterung fürs Theaterspielen. Es sei wie Liebe: Sie machen es gerne und mit vollem Einsatz, auch wenn es bedeute parallel zur Schauspielerei weiteren Jobs nachzugehen. Dennoch solle sich niemand dadurch, oder durch Kritik/Zurückweisungen wie „Du bist noch nicht bereit“ oder „Du hast noch zu wenig (Lebens-)Erfahrung“ entmutigen oder gar verunsichern lassen. Wer seinen Beruf liebe, wie bei ihnen das Theaterspielen, der lebe auch mit den Nachteilen (wie z.B. die eher schlechte Bezahlung).
Aber auch sichtbar neue Fragen wurden von den kreativen Fragestellern an die beiden gerichtet. Sichtbar deshalb, weil sie bis sie antwortete etwas Bedenkzeit benötigten. Auf die Frage, ob erst das Huhn oder erst das Ei existierte, erklärte James, dass das Huhn zuerst da gewesen sein muss. Zwar sei dies nicht mit dem Huhn, wie wir es kennen, zu vergleichen, aber die Vielfalt an Tieren, welche aus genetischen Veränderungen resultiert, sei anders nicht zu erklären.
Weitere Fragen zu ihnen und ihrer Arbeit waren, ob es schwer sei, die teilweise noch sehr jungen und dann auch aufgeregten Zuhörer ruhig zu halten. Sie haben jedoch ihre Mittel und Wege, um die Aufmerksamkeit zu erhalten, die sie haben wollen, so Imogen. Und wer weiß, eventuell waren ja auch manche Lehrer an den Techniken interessiert, um sie in ihren Unterrichtsalltag einzubauen.
Trotz ihrer Liebe zum Beruf erklärten sie jedoch die Komplikationen bei der Einreise nach Deutschland. Da Großbritannien seit 31.1.2020 aus der EU ausgetreten ist (#Brexit) kamen einige Umstellungen auf die Bewohner zu. Dazu gehörte auch ein nun deutlich komplizierteres Einreiseverfahren – oder anders – wahnsinnig viel Papierkram. Jedoch konnten sie sich schnell in Deutschland einleben. So war auch die Umstellung auf das Fahren auf der rechten Straßenseite schneller abgeschlossen als gedacht. Nichtsdestotrotz leiden auch beide unter, wenn auch nur leichtem, Heimweh.
„Leaving the UK was a hard decision […] but working in Germany was a fantastic opportunity“ (Großbritannien zu verlassen war eine schwere Entscheidung, es war jedoch ein fantastisches Angebot in Deutschland arbeiten zu können), so die beiden Darsteller. Bald werden sie jedoch ihre Heimreise antreten. Für ihr weiteres berufliches Leben wünschen wir James und Imogen natürlich viel Freude und Erfolg.
Und falls ihr noch in den sozialen Medien oder der Webseite des Theaters nachschauen wollt: