Politik an der WTS

Es war ein aufregender Donnerstag an unserer Werratalschule, an dem viele Entscheidungen anstanden. Dazu gehörte die Wahl der Schülersprecher sowie weiterer schulpolitischer Ämter. Aber das wohl brisanteste Thema war die Vorstellung des Tablet-Konzepts, welches ab dem kommenden Schuljahr allen Achtklässler die Verwendung eines iPads im Unterricht vorschreiben will.

Schülersprecherwahl 2023

Letztes Jahr noch Stellvertreterin, jetzt Schülersprecherin. Die Rede ist von Hanna Küchenmeister. Die Schülerin aus der Q1 konnte sich dabei mit den Versprechen zur Einführung von Hygieneartikeln auf den Mädchentoiletten sowie einem Kiosk-unabhängigen Getränkeautomat gegenüber ihren Konkurrenten durchsetzen. Ihre Stellvertreter bilden in diesem Jahr Yannic Trott und Christian Breitbart (beide Q3). Sie konnten sich weder mit ihren Wünschen zu mehr kulturellen schulischen Veranstaltungen, noch mit mehr Zusammenarbeit mit anderen Schulen im Land und Kreis bei der Mehrheit durchsetzen.

Nichtsdestotrotz bilden alle 3 gemeinsam in diesem Jahr den Vorstand unserer Schülervertretung. Wir sagen: herzlichen Glückwunsch und wünschen ihnen viel Erfolg.

SV-Mitglieder, Vertrauenslehrer, KSR-Delegierte und die Sitze in der Schulkonferenz

Ebenso wurden wieder die stimmberechtigten SV-Mitglieder sowie die Schülerinnen und Schüler, die wir in den Kreisschülerrat und unsere Schulkonferenz entsenden, gewählt. Positiv ist hierbei die hohe Zahl an Kandidaten zu erwähnen und damit auch das hohe Interesse sich für die Schülerschaft zu engagieren. Die Mitgliederliste wird dabei von der SV selbst in den nächsten Tagen noch veröffentlicht.

Außerdem wurden Frau Kröhl und Herr Horn als Vertrauenslehrer wieder gewählt. Beide sind damit, wie auch schon in den zwei vergangenen Jahren, eure Ansprechpartner. Die SoWieSo-Redaktion gratuliert ihnen sowie allen Schülerinnen und Schülern zu ihrer (Wieder-)Wahl und wünscht gutes Gelingen.

Top-Thema der GSR-Sitzung: Das Tablet-Konzept

Um auch in Zukunft mit der Zeit zu gehen, hat sich die Schulleitung ein Konzept überlegt, um die kommenden Generationen an Schülern auf digitales Arbeiten vorzubereiten. Daher sollen, so der Plan, ab dem kommenden Schuljahr 2024/25 iPads im gesamten Jahrgang 8 verpflichtend eingesetzt werden. Jedoch machte sich besonders bei den älteren Schülern Skepsis breit. Ohne davon überhaupt betroffen zu sein, kamen viele Kritikpunkte auf. So kritisierte man den Fokus auf Microsoft Produkte, die eingeschränkte Nutzung privater Geräte und die Benachteiligung jener Schüler, die sich kein Tablet leisten können.

„Die Chancengleichheit im Bildungssystem sehe ich dadurch gefährdet.“

Klassensprecherin, nach der GSR-Sitzung

Dies mündete in der Ablehnung des Konzepts durch die GSR. Von den anwesenden Klassensprechern stimmten schließlich 7 für und 17 gegen das Konzept. Schulleiter Peters und Gymnasialzweigleiterin Weber zeigten sich überrascht sowie enttäuscht über das Abstimmungsergebnis und mahnten, dass eine Ablehnung des Konzepts das Vorhaben und die wichtigen Schritte zur Digitalisierung der Schule behindere. Wir sollten uns bewusst sein, dass viele Kritikpunkte erst mit der Zeit, im Laufe des Konzepts, gelöst werden können. Nichtsdestotrotz hofft man, dass die Schulleitung bereit ist, eine Einigung zu erzielen.


Persönliche Meinung

Ich habe als stellvertretender Kursprecher die Vorstellung des Tablet-Konzepts selbst miterlebt und trage Mitverantwortung für das Ergebnis der Abstimmung. Und ich habe dazu folgende Meinung:

Das vorgestellte Konzept der Schulleitung ist ein Signal in die richtige Richtung. Digitalisierung ist damit als festes Ziel im Bildungsbereich angekommen. Das ist wichtig und richtig. Nichtsdestotrotz hat eine Mehrheit der GSR, welche vorwiegend aus Älteren besteht, das Konzept abgelehnt.

Der größte Kritikpunkt unsererseits ist die Verwendung von Privatgeräten. Auf diesen soll, administriert durch eine Abteilung des Landkreises, ein Schulprofil angelegt werden und zu Schulzeiten die Verwendung aller privaten Apps etc. verhindern. Zwar versicherte man, dass die Privatsphäre jedes einzelnen bei der Einrichtung und Verwaltung durch den Landkreis geschützt sei, jedoch kann das keiner zu 100 % garantieren. Logisch, dass dann bei vielen ein mulmiges Gefühl auftritt. Wenngleich auch diese Angst – und das müssen wir uns eingestehen – bei Unternehmen wie META (Facebook, WhatsApp, Instagram) etc. nicht vorhanden zu sein scheint. Auch wenn eine Bereitstellung von Geräten für alle Schüler für den Landkreis unmöglich zu stemmen ist, so ist es teilweise auch für Familien. Der Landkreis als Schulträger muss dafür eine Lösung finden, die über das anvisierte „Leihverfahren ausschließlich zu Schulzeiten“ hinausgeht. Falls nicht, sehe ich das Prinzip „gleiche Bildungschancen für alle“ in Gefahr.

Ebenso unklar ist die zukünftige Unterrichtsführung. Mit den „neuen“ digitalen Mitteln müssen alternative Lehrmethoden gefunden werden. Denn selbst die neuste Technik führt nicht zu einer Verbesserung des Lernens, wenn die Art und Weise der Wissensvermittlung nicht mit einem selbst „kompatibel“ ist. Im Chaos der Geräte erleben wir das bereits. Seite an Seite mit dem „Kampf“ zwischen Kreide und digitalen Notizen.

Zu guter Letzt stellt sich mir noch die Frage, ob das Konzept nicht am aller wichtigsten Ziel vorbei geht. Denn wenn wir ehrlich sind, ist es egal, ob man Kurvendiskussionen, Gedichtanalysen oder Erörterungen nun analog oder digital anfertigt. Entscheidend ist, und das finde ich vergisst das Konzept, die Kompetenz mit digitalen Medien umzugehen. In der Welt voller Fakenews und Scams, ist die Fähigkeit damit umzugehen und sich vor den Gefahren zu schützen, eine der wichtigsten überhaupt.

Fest steht aber: Um die Arbeit mit einem Tablet zu regeln, zu vereinfachen und den Spalt zwischen analog und digital zu schließen, braucht es Regeln und Perspektiven. Dabei leugne ich gar nicht die Effizienz, eines solchen Unterrichts, in dem Dokumente via AirDrop versandt und jederzeit per Cloud abgerufen werden können. Dennoch kritisiere ich die naive Hoffnung auf den alleinigen Problemlöser Digitalisierung und den verloren Fokus auf die wichtigen Dinge in unserer chaotischen Welt.

Es bleibt also dabei. Das Bildungssystem muss revolutioniert werden. Es braucht grundlegende Veränderungen, die ein solches Konzept nicht bewerkstelligen kann. Denn nur mit einer tatsächlichen Veränderung des Kerns, kann Schule der Zukunft gerecht werden.

  • von Christian

2 Antworten auf „Politik an der WTS“

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