Okay okay, Kritik am Bildungssystem ist kein sonderlich neues Thema, wissen wir. Und genau das ist das Problem: Es ist lange bekannt und es ändert sich rein gar nichts. Höchste Zeit also für mich ebenfalls meinen Senf dazuzugeben. Ich beginne also frei nach den Worten von Jean-Philippe Kindler: „Es ist so lange schon dumm, man muss einfach erneut was dazu sagen“.
Kritik am Bildungssystem. Wer ist da prädestinierter als ein Schüler, um ein paar Worte dazu loszuwerden? Genau diese Frage stelle ich mir immer wieder. Wenn Politiker, vollkommen Abseits des Geschehens, beraten und Geld für Berater ausgeben, nur um am Ende des Tages ein 20 Seiten langen Text vorzulegen, in dem Sinngemäß steht: „Alles Supi. Weiter so “. Völlig ungeachtet des Leistungsdrucks, der, anders als oft behauptet, nicht dem zukünftigem Berufsalltag entspricht. Denn wenn’s so wäre, dann würde ich eine Sache raten: Kündigen und einen neuen Job suchen.
Toll scheint die Illusion, jeden Tag aufs Neue ca. 20 Schülern (3 am Handy, 6 am Quatschen, 9 im Halbschlaf und ein Übermotivierter in 1. Reihe) die Welt ihres eigenen Fachgebiets zu erklären. Zu blöd ist da der Lehrermangel, Sinnbild des doch nicht so tollen Lehrerdaseins. Ein großes Dankeschön deshalb an alle Lehrer, die meinen Schulalltag durch ihre Menschlichkeit, ein wenig besser machen. Und auch danke an meine 3 Freunde, ohne die ich in jeder Pause alleine wäre.
Nun aber zurück zur Realität:
Schüler, die jeden Tag von 7:45 Uhr bis 13:00, wenn nicht sogar 16:30 Uhr, die Schule besuchen müssen, sind einfach genervt. Und ja, natürlich lassen wir das dann an Lehrkräften und Eltern aus. Was erwartet man denn auch? Dass wir trotz eines Alltags, der komplett unseren biologischen Tagesrhythmus sprengt, freundlich lächeln und nicht die Nerven verlieren. Das ist doch unmöglich. Es ist einfach nicht schön, nach einem 6, 8 oder 10 stündigem Schultag daheim anzukommen und für noch die morgige Mathearbeit lernen zu müssen. Auch für Hausaufgaben bleibt dann kaum noch Zeit. (#Leistungsdruck). Selbst wenn die Klausur nur ein Vokabeltest ist.
Natürlich will ich damit nicht sagen, dass das Leben für die Nicht-Schüler einem Paradies gleicht. Nur das Wissen, dass mein bzw. unser Leben durch andere schon so vorbestimmt wird, kotzt mich an.
Schließlich werden wir Kinder bereits im jungen Kindesalter in eine Welt hineingedrängt. Doch keiner fragt: „Ist das überhaupt deine Welt?“ – eine Welt voller Vergleiche. Sei es im Klassenzimmer: „Welche Note steht unter deiner Arbeit“ oder auf dem Schulhof: „Welches Logo steht auf deinem Schuh?“. Kein Lehrer, kein Politiker. Bisher niemand geht explizit auf Vorschläge derer ein, deren Stimme eigentlich am meisten zu sagen haben sollte. Und auch die Schülervertretungen, deren Aufgabe im Namen steckt, kriegen diese oft nicht auf die Reihe.
Zugegeben juckt es auch die Wenigsten. Schon lange arrangiert hat sich die Mehrheit mit dem Trott, der unsere Gesundheit gefährdet. Aber drückt diese schlichte Ignoranz und stumme Akzeptanz nicht auch aus, an welchem Punkt wir angelangt sind? Ist dies nicht ein vergebliches Zeichen endlich etwas zu anzugehen? Wann also geht ihr darauf – Wann geht ihr auf uns ein?