Exkursion zum Point Alpha
Das Projekt „Geschichte hautnah erleben“ startete gestern von unserer Schule aus zum Point Alpha bei Geisa. Für alle die davon noch nie etwas gehört haben: Point Alpha ist ein Bewachungspunkt der DDR zur Zeit des Kalten Krieges, welches nun das „Haus auf der Grenze“ ist.
Zudem befindet sich dort ein US Camp, in welchem amerikanische Soldaten zur Zeit der Besatzung stationiert waren. Warum? Deutschland wurde nach dem zweiten Weltkrieg von den Siegermächten Frankreich, Großbritannien, USA und Sowjetunion in Besatzungszonen eingeteilt. In unserer Gegend wurden Amerikaner stationiert und in der DDR die Sowjets. Point Alpha war zudem ein heißer Punkt zur Zeit des Kalten Krieges, da sich die Besatzungsmächte hier direkt gegenüberstanden. Dies war die Konfrontation der beiden Ideologien: Kapitalismus und Kommunismus.
Geführt wurden die Schüler vorerst durch das Museum von Herrn Rosenstock, einem ehemaligen Lehrer unserer Schule. Er erklärte den Schülern auch, wie er diese Zeit wahrgenommen hat. Erzählt wurden Geschichten von Familien, welche zerissen wurden durch die Teilung. Darunter die Geschichte eines Paares, welches in der DDR geheiratet hat. Sie stellten sich an die Grenze, sodass ihre Verwandten aus der BRD sie sehen konnten. Jahre später bei der Grenzöffnung 1989 wurde ein Bild von der selben Frau geschossen, bei dem sie mit einem Enkel an der Hand durch den Streckzaun geht.
In dem Museum fanden sich viele Reliquien aus vergangenen Zeiten, wie Kalaschnikows, Flugblätter der SED, einen Trabbi, Selbstschussanlagen und viele Fotos.
Weiter ging die Führung auf der Grenze. Die Schüler liefen auf ehemaligem Gebiet, wo früher sehr viele Minen lagen. Dann ging es weiter zu dem US Camp, wo die Möglichkeit geboten war den „Observation Point“ zu besteigen. Von dort aus konnte man früher die Grenze sehr gut einsehen. In dem Camp wurden ehemalige Kasernen in kleine Museen umgebaut mit Uniformen etc..
Außerdem gab es eine Kaserne, welche die Auswirkungen der Stationierung der Amerikaner in Teilen der BRD darlegten.
Am Schluss stand den Schülern ein Zeitzeuge zur Verfügung, welcher die DDR vom Anfang bis zum Untergang miterlebte, bei diesem hatten sie die Möglichkeit Fragen zu stellen, welche sie am Vortag vorbereitet haben. Er ist 1944 geboren, somit fünf Jahre vor der Gründung der DDR. Er hat aus seinem Leben erzählt, unter anderem, dass er früh merkte, dass die DDR ein Unrechtsstart gewesen ist. Er partizipierte nicht bei den Pionieren und der FDJ (=Freie Deutsche Jugend). Auch die Jugendweihe absolvierte er nicht. Die DDR war ein atheistischer Staat, weshalb es dort keine Konfirmationen gab, sondern eben die Jugendweihe. Mit der Nichtteilnahme an diesen Dingen war er automatisch ins Auge der Stasi geraten. Mit diesen Auffälligkeiten wurde ihm das Abitur verwehrt, was dann auch bei seinem Sohn der Fall war. Nach dem Zerfall der DDR forderte er seine Stasi Akte an und fand dort unter anderem einen Brief, welchen er an seinen Bruder in den Westen gesendet hatte. Dazu wurde er als arrogant und unfreundlich bezeichnet, worauf er uns erklärte, dass man zu diesen Leuten auch nicht anders sein konnte. Er erzählte uns, wie sehr wir die Demokratie und Freiheit schätzen sollten. Mit diesem Gespräch wurde den Schülern sehr viel auf den Weg gegeben.